Problematischer Gebrauch
Schwellenwerte für einen problematischen Gebrauch von Cannabis sind vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Kenntnisstands nur schwer festzulegen. Die Eidgenössische Kommission für Drogenfragen geht davon aus, dass ein häufiger Cannabisgebrauch mit höheren Risiken einhergeht als ein gelegentlicher Gebrauch (Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen - EKDF (2008)). Internationale Publikationen sehen in der Häufigkeit des Gebrauchs zwar nicht den einzig relevanten Indikator, betrachten sie jedoch als ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung problematischer Konsummuster (Adamson and Sellman, 2003; Chen et al., 1997). Bevölkerungsumfragen umfassen zumeist Fragen nach der Konsumhäufigkeit illegaler Substanzen, wie dies auch bei der CoRolAR-Befragung der Fall ist. Zieht man für die Schätzung des problematischen Gebrauchs von Cannabis einen Gebrauch an mindestens 10 Tagen pro Monat heran, so würde mehr ein Drittel aller aktuell Cannabis Gebrauchenden einen problematischen Gebrauch aufweisen (36.0%; Tabelle). Dieser Wert entspricht rund 1.1% der Schweizer Bevölkerung, allerdings muss auch hier von einer möglichen Unterschätzung der Anteile ausgegangen werden.
Im Rahmen der CoRolAR-Befragung 2016 wurde von Januar bis Juli bei einer Teilstichprobe zusätzlich ein Modul zum problematischen Cannabisgebrauch mittels des Cannabis Use Disorder Identification Test, kurz CUDIT erhoben. Derselbe Test wurde bereits im Rahmen der CoRolAR-Befragungen 2012 und 2014 sowie in einer spezifischen Untersuchung im Jahr 2004 angewendet (Cannabismonitoring). Die Ergebnisse 2016 zeigen, dass gemäss dem CUDIT etwa eine von 35 Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren einen problematischen Cannabisgebrauch aufweist. Der Anteil problematisch Cannabisgebrauchender hat zwischen 2004, 2012, 2014 und 2016 mit 5.3%, 4.6%, 3.6% resp. 2.8% etwas abgenommen (vgl. Abbildung CoRolAR - Prävalenz des problematischen Cannabisgebrauchs bei 15- bis 24-Jährigen (originaler CUDIT), nach Geschlecht (2004, 2012, 2014, 2016)). Die Anteile waren bei den Männern (2004: 7.6%, 2012: 8.4%, 2014: 5.6%, 2016: 4.7%) höher als bei den Frauen (2004: 3.0%, 2012: 0.8%, 2014: 1.4%, 2016: 0.9%). Allerdings sollten entsprechende Vergleiche über die Jahre mit Vorsicht interpretiert werden, da beide Stichproben unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, insbesondere hinsichtlich der Anzahl der befragten Personen.
Bei allen Personen ab 15 Jahren der CoRolAR-Befragung 2016 belief sich der Anteil problematisch Gebrauchender gemäss dem originalen CUDIT auf 1.4%. Etwas höhere Anteile zeigten sich wiederum insbesondere bei Männern (2.6%), bei den 25- bis 34-Jährigen (5.0%) und in der französischsprachigen Schweiz (1.9%). Weitere Ergebnisse können dem letzten Bericht zum problematischen Gebrauch von Cannabis entnommen werden (Marmet et al., 2017).
CoRolAR - Prävalenz des problematischen Cannabisgebrauchs bei 15- bis 24-Jährigen (originaler CUDIT), nach Geschlecht (2004, 2012, 2014, 2016)
Anmerkungen: | 100% ergeben sich zusammen mit den Niemals-Gebrauchenden. Datenquellen: 2004 Cannabismonitoring, 2012, 2014 & 2016 CoRolAR. |
Quelle: | Marmet & Gmel (2017) |
Im Rahmen der CoRolAR-Befragung 2011 war ein spezifisches Modul dem Wochenendkonsum legaler und illegaler Substanzen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 29 Jahren gewidmet (Lucia et al. 2012). Es fand sich ein Anteil von 1.9% mit exzessivem Cannabisgebrauch während des letzten Ausgangs am Wochenende (im letzten Wochenendausgang mindestens zwei Joints; Tabelle). Dabei kam exzessiver Gebrauch bei Frauen im Vergleich zu Männern kaum vor.
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