Internationale Forschung zur Cannabismorbidität
In der internationalen Forschung wird der Cannabisgebrauch in Zusammenhang mit körperlichen und mentalen Erkrankungen bzw. Leistungseinschränkungen gebracht.
Cannabis und körperliche Auswirkungen
Bedingt durch die Tatsache, dass Cannabisprodukte häufig geraucht und mit Tabak vermischt konsumiert werden, sind die hervorgerufenen Schäden zu einem grossen Teil mit jenen vergleichbar, die durch Tabakkonsum entstehen (Grotenhermen, 2007). Ähnlich wie beim Tabakkonsum wurden bei regelmässig Cannabisgebrauchenden vermehrt Entzündungen der Atemwege, Kurzatmigkeit bei physischer Betätigung, chronischer Husten und akute Bronchitis festgestellt (Hall, 2009; Hall & Degenhardt, 2009; Grotenhermen, 2007). Dabei kann der Effekt eines Cannabisjoints gemäss einer Metaanalyse von Aldington und Kollegen (2007) mit dem Konsum von 2.5 bis 5 Tabakzigaretten gleichgesetzt werden. Basierend auf dem aktuellen Forschungsstand finden sich keine eindeutigen Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Cannabisrauchen und Lungenkarzinomen (Hall, 2015; Mehra et al. 2006; Hashibe et al. 2006; Tashkin, 2005), aufgrund der vorher genannten Gründe und der Anzahl karzinogener Inhaltsstoffe ist ein Zusammenhang aber wahrscheinlich (Hall, 2009).
Cannabis und Psychosen
Mehrere Studien und Metaanalysen konnten zeigen, dass ein häufiger bzw. abhängiger Cannabisgebrauch mit einem erhöhten Risiko für Psychosen einher zu gehen scheint (Hall, 2015; Hall, 2009; Cohen et al., 2008; Hall & Degenhardt, 2008; Ben Amar & Potvin, 2007; DeLisi, 2008; Moore et al., 2007; Semple et al., 2005). Einige Studien konnten ferner zeigen, dass insbesondere ein früher Einstieg in den Cannabisgebrauch das Risiko für psychotische Symptome erhöhen kann (Cohen et al., 2008; Semple et al., 2005). Basierend auf diesen Arbeiten gilt der Zusammenhang zwischen Cannabisgebrauch und Psychosen heute als unbestritten, fraglich bleibt jedoch, ob diesem Zusammenhang eine kausale Ordnung zugrunde liegt. Hall & Degenhardt (2008) kommen in einer aktuellen Metaanalyse zu dem Schluss, dass Cannabis nicht die alleinige Ursache darstellt, sondern vielmehr einen Aspekt unter vielen die für die Ausbildung von Psychosen verantwortlich sein können. Eine abschliessende Beantwortung der Frage ist daher auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes nicht möglich, liegen doch u.a. die biologischen Mechanismen eines solchen Zusammenhangs im Dunkeln (DeLisi, 2008).
Cannabis und geistige Leistungen
Hinsichtlich eines möglichen Einflusses des Cannabisgebrauchs auf die kognitive Leistungsfähigkeit zeigt sich für Erwachsene, dass chronisch stark Cannabisgebrauchende sowohl Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und Organisationsfähigkeit als auch Probleme bei der Verarbeitung komplexer Information aufwiesen (Hall, 2015; Hall, 2009; Cohen et al., 2008). Unklar scheint jedoch, ob diese Beeinträchtigungen auch nach Beendigung des Gebrauchs erhalten bleiben (Hall, 2015; DeLisi, 2008).
Bei jugendlichen stark Konsumierenden haben Studien mit wenigen Ausnahmen längerfristige Auswirkungen (z.B. geringere Aufmerksamkeit, Verminderungen des IQ, der Gedächtnisleistung und Verarbeitungsgeschwindigkeit, des Arbeitsgedächtnisses) nachweisen können (Harvey et al., 2007; Medina et al., 2007). Es gibt ferner Hinweise darauf, dass ein früher Einstieg in den Cannabiskonsum mit grösseren Risiken für die kognitive Leistungsfähigkeit einhergeht als ein späterer Einstieg (Hall, 2009; Schneider & Koch 2003).
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